Alte Dialekt-Ausdrücke und ‑Redewendungen in Eschen-Nendeln 01
Dialekt-Ausdrücke
A Bessa
Ein Keil aus Holz oder Metall (früher auch Stein)
Die «Bessa» wird benötigt, wenn z.B. der Stiel eines Gerätes / Werkzeuges (z.B. einer Axt) nicht fest im Werkzeug sitzt; in diesem Falle wird eine «Bessa» eingeschlagen. «Bessa» werden auch bei Türen verwendet, um sie offen zu halten oder als Unterlage, wenn etwas nicht eben steht / nicht im Lot ist. Eine grosse «Bessa» wird zum Holzspalten verwendet. Es wird auch das Verb «verbessna» verwendet. «I muass d’ Äx zerscht nôch verbessna».
Böxla / böxla
Hauswurst / herumkollern, poltern, rumpeln
«Böxla» war die Bezeichnung für eine getrocknete (harte) Rauchwurst. Sie wurde auch «düara Landjegr» (dürrer Landjäger) genannt. Hausgemachte getrocknete und geräucherte Wurstwaren werden im Tirol noch heute unter dem Namen «Boxla» in Hofläden angeboten.
Das Verb «böxla, umaböxla» verwendete man für geräuschvolles umher oder herunter kollern, herumpoltern, rumpeln. Es bedeutet Bewegungen und den dadurch erzeugten Lärm, z.B. wenn beim Transport die Gegenstände auf dem Anhänger hin und her kollerten, herumpolterten. «Faara betz gschtäät, d’ Rungglruaba bôxlen jo ufm ganza Broggawaaga umma». Ebenfalls wurde «böxla» verwendet, wenn Kinder in einem Raum Unfug trieben, polterten oder klopften. «Dia bôxlen aber recht uma idr Kammer domma». Mit «böxla» wurde ebenfalls poltern und rumpeln von herunterrollenden Baumstämmen, Steinen und Lawinen bezeichnet. Bei Donner und Getöse eines Unwetters sagte man «do domma bôxlats namas ghörig»
Kuzi
(auch Kozi) = (Woll-)Decke
Wurde meist als Tagesdecke im Haus verwendet. Verwendung fand der «Kuzi» auch bei der Feldarbeit, um Gegenstände (Speisen, Getränke) oder anderes vor der Sonne zu schützen; ebenso wurde der «Kuzi» draussen auf dem Feld ausgebreitet, um als Lagerplatz beim Znüni-Essen zu dienen. Weiters diente der «Kuzi» auch als Polsterung von harten Sitzgelegenheiten im Hof z.B. auf den langen Holzbänken beim «Türken ausziehen» sowie auf den Kutschböcken und Pferdewagen. Die «Kuzi» waren wichtige Utensilien in jeder Bauernfamilie (bis Mitte des 20. Jahrhunderts arbeiteten ca. 90 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft).
Nöscher (Höscher)
Schluckauf oder Hickser
Wenn a Kind dr’ Nöscher ka het, het ma zu em gseeht: «Bischt am Wagsa” (bist am Wachsen).
Dialekt-Redewendungen
Daer fresst düart ko Maessli Salz.
Der ist nicht lange an dieser Stelle.
Diese Redewendung konnte man hören, wenn jemand eine Stelle antrat bzw. eine Funktion übernahm, die man ihm mit seinen bekannten Fähigkeiten oder seinen bisherigen Leistungen nicht zutraute oder andererseits, wenn jemand — den man bisher nicht kannte — die ihm anvertraute Funktion nicht zur Zufriedenheit ausführte. Auch, wenn ein neuer Mitarbeiter sich andern gegenüber geäussert hatte, dass seine Erwartungen in keiner Weise erfüllt seien, fand diese Redewendung Anwendung. Das Mass (“a Maess”) war ein Hohlmass (ca.1 1/2 Liter), welches heute nicht mehr in Gebrauch ist. Mit «a ma Maessli» ist eine kleinere Einheit dieses Hohlmasses gemeint. lm gleichen Sinne wie die obige Redewendung wird auch heute noch etwa die Redewendung «Daer wüart düart ned alt» angewendet.
Dia Nacht wüarts Glanz
Unter “Glanz» verstand man einen wolkenlosen Sternenhimmel, der eine sehr kalte Nacht zur Folge hatte oder zur Folge haben konnte (Raureif).
Es bestand Frostgefahr. Um sogenannte Frostschäden zu vermeiden, wurden frostgefährdete Pflanzen mit Stofftüchern abgedeckt oder wenn möglich ins Haus gebracht. Heute spricht man von Frost oder Bodenfrost. Die Meteorologie mit ihren Prognosen ist heute so weit fortgeschritten, dass diese Bauernregel langsam in Vergessenheit gerät.
Düart ischt Mattheias am Letschta
Da ist nichts mehr zu retten, dem/der ist nicht mehr zu helfen
Der Ausdruck «Düart ischt Mattheias am Letschta» wurde verwendet, wenn eine Situation aussichtslos erschien, z.B. materiell, existenzbedrohend «er ischt am verlumpa “.
Aber auch, wenn eine Person sterbenskrank war oder so aussah. Anwendung fand der Ausdruck auch, wenn sich jemand in einer Sache stur und quer stellte und sich nicht beraten oder helfen liess.
Er haett a Schnorra wiana Tenn voll Baettler
Eine wenig schmeichelhafte Aussage über einen Zeitgenossen. Sie bedeutet in erster Linie: Dieser Mensch hat ein (vor-) lautes, loses und anmassendes Mundwerk.
Er spricht zu laut, zu viel, ist polternd, dominant und aufdringlich, hat insbesondere aber inhaltlich nicht viel zu sagen. Dieses Wenige bringt er wichtigtuerisch und besserwisserisch vor, überzeugt von seiner Überlegenheit und seinem Durchblick, während er andere scharf kritisiert. Was er sagt, ist oft weder wichtig, noch richtig. Er «hett kon Aaschtand” (Dialekt für keine Manieren und zeigt unangemessenes Verhalten). Kurz: laut, primitiv, inkompetent und nicht ernst zu nehmen. Aussage: Dieser Mensch verhält sich in aller Regel so. Eine abwertende Beurteilung über die Persönlichkeit eines Menschen, als Statement — bei dieser Anwendung, meist in der Präsens-Form.
Er haett a Schnorra verläärt, wiana Tenn voll Baettler
Mit dem Zusatzverb «verläärt» hingegen wird nicht die Persönlichkeit eines Menschen beschrieben, sondern eine einmalige Handlung dieser Person.
Bei der Anwendung in der Vergangenheitsform mit dem Zusatzverb «verläärt» wird von einer einzelnen Begebenheit mit unangebrachtem Verhalten eines Zeitgenossen berichtet. Beispiel: «Er haett bi der Versammlig geschter a Schnorra verläärt, wiana Tenn voll Baettler». Aussage: Das hat er (lediglich) gestern bei der Versammlung so gemacht. Indirekter Hinweis: Normalerweise macht er das nicht. Während der Versammlung selbst würde man die Präsens-Form wie folgt anwenden: «Er verläärt a Schnorra grad wiana Tenn voll Baettler». Das macht er jetzt so, normalerweise aber nicht.